Krampfadern: Mehr als ein kosmetisches Problem
Epidemiologischen Studien zufolge sollen mehr als 80 Prozent der Erwachsenen unter kleinen, Besenreiser genannten Krampfadern leiden. Bei bis zu 30 Prozent zeigen sich große Krampfadern, die man auch Stammvarikose nennt. Die ersten Schäden können bereits mit 20 Jahren auftreten, wobei die Häufigkeit der Erkrankung mit fortlaufendem Alter steigt. Betroffen ist dabei vor allem das oberflächliche Venensystem, das im Fettgewebe unter der Haut verläuft. Denn hier fehlt die Kraft der Muskulatur, die das tiefe Venensystem als sogenannte Muskelpumpe umgibt.
Tiefgreifende Folgen
Kommen die oberflächlichen Venen ihrer Aufgabe nicht mehr nach, müssen die tiefen Venen den Rücktransport des Blutes zum Herzen übernehmen. Durch diese Mehrarbeit droht auch ihr Ventilsystem wegen Überlastung über kurz oder lang irreparablen Schaden zu nehmen. Eine Klappenstörung im tiefen Venensystem lässt sich operativ allerdings nicht mehr behandeln. Stattdessen entsteht eine chronische venöse Insuffizienz (CVI) mit entsprechend schwerwiegenden und dauerhaften Folgen. Typische Symptome der CVI sind Schmerzen nach langem Stehen, schwere und müde oder unruhige Beine, Juckreiz, nächtliche Wadenkrämpfe oder Druck- und Spannungsgefühl.
Der Weg zum Ödem
Die Volumensteigerung in den tiefen Venen führt zu einer Druckerhöhung im Gefäßsystem, die wiederum Auswirkungen auf die Haut im Unterschenkelbereich hat. Im Verlauf der Erkrankung wird sie häufig dunkler, bekommt Pigmenteinlagerungen, mehr Venenzeichnungen und wirkt insgesamt fester. Dies bezeichnet man als Dermatoliposklerose. Einzelne Bereiche können später empfindlicher werden, so dass Ödeme, Stauungsdermatitis und Geschwüre entstehen. Die Medizin spricht dabei vom sogenannten „offenen Bein“ (Ulcus cruris). Gleichzeitig steigt das Thromboserisiko, insbesondere wenn sich der Patient zum Beispiel auf Langstreckenflügen nicht bewegt.
Besser früher als später
Die aktuellen Leitlinien der deutschen phlebologischen Gesellschaft empfehlen möglichst frühzeitige und minimalinvasive Maßnahmen zur Behandlung von Krampfadern. Zeigen sich am Bein Symptome, sollte man nicht erst auf Beschwerden hin aktiv werden. Viele Venenerkrankungen sind schon durch das Betrachten und Tasten gut erkennbar. Der Goldstandard in der Diagnostik ist heute das Ultraschallverfahren. In der Doppler-Sonographie – oder noch umfassender in der modernen farbcodierten Duplex-Sonographie –lassen sich Strömungshindernisse wie Thrombosen sowie Strömungsumkehr und Klappenundichtigkeiten präzise lokalisieren und beurteilen.